Sonntag, 6. April 2008

Abspaltung im Jahr 1955 – von Kuhlen betrieben oder nicht?

In seinem Vortrag am 4. Dezember sagte Apostel Drave, dass auf die Befragung von Zeitzeugen verzichtet wurde. Das ist insofern zu bedauern, als dass damit auf Quellen verzichtet wird, die helfen könnten den aktuellen auf Dokumenten gegründeten Wissenstand zu ergänzen, auch können sich daraus weitere Hinweise für die Quellensuch ergeben. Aus Gesprächen mit Zeitzeugen, mit denen ich mich über die Ereignisse von damals unterhalten habe, und den verfügbaren Dokumenten lässt sich folgende Chronologie der Ereignisse herleiten:
  • Ende Dezember/Anfang Januar, aber vor dem 6. Januar, ruft Bezirksapostel Kuhlen die leitenden Amtsträger seines Arbeitsbereichs, das sind alle Vorsteher, Bezirksvorsteher, Bischöfe und Apostel zu einer Versammlung zusammen. Darin stellt der den Inhalt des Schreibens vor, dass in den Gemeinden am 6. Januar verteilt werden soll, und in dem seine Ablehnung der Botschaft öffentlich gemacht wird. In dieser Versammlung wird Stammapostel Bischoff persönlich angegriffen. Der Bezirksapostel wirft ihm vor sich über den Verlag und die Opfergelder der Geschwister in großem Stil bereichert zu haben, so soll er unter anderem Immobilien im Ausland erworben haben („... ganze Straßenzüge in Südafrika...“).
  • Am 6. Januar liegt in allen Gemeinden das bewusste Schreiben, die Stellungnahme zur Botschaft aus, die Geschwister sollen es mit nach Hause nehmen. Der Inhalt war für viele ein Schock, sie haben nichts von den Differenzen zwischen Stammapostel Bischoff und Bezirksapostel Kuhlen bemerkt. In den Gottesdiensten, die z. B. der Stammapostel in den Jahren zuvor im Apostelbezirk Düsseldorf hielt, sind keine gravierenden persönlichen oder inhaltlichen Differenzen sichtbar geworden. Schockiert war man interessanterweise weniger über die Auseinandersetzung zur Botschaft, als über die Tatsache, dass der Bezirksapostel dem Stammapostel in einem zentralen Punkt die Nachfolge öffentlich verweigerte.
  • Am 12. Januar wird das Antwortschreiben von Stammapostel Bischoff verfasst und den Gemeinden zugeleitet. Darin wirft er den leitenden Amtsträgern vor die „ihnen anvertrauten Seelen in Zweifel gebracht und in Unglauben“ geführt zu haben. Begleitet wird dieser Brief von einer Sammlung von Stellungnahmen anderer Apostel und Bezirksapostel, die die Vorgehensweise und Haltung von Bezirksapostel Kuhlen scharf ablehnen.
  • Am 15. Januar wird in Hagen eine Ämterversammlung von Bezirksapostel Schmidt durchgeführt, zu Amtsträger aus dem Bereich von Bezirksapostel Kuhlen eingeladen sind, auch solche die zuvor ihr Amt aufgrund der Haltung von Bezirksapostel Kuhlen zur Botschaft, zurückgegeben haben. Diese werden zum Teil wieder eingesetzt.
  • Am 23. Januar findet in Frankfurt eine Versammlung statt zu der die Apostel, Bischöfe und Bezirksämter des Bezirkes Düsseldorf eingeladen sind. Die Apostel und Bischöfe werden ihrer Ämter enthoben, die Bezirksältesten vor die Wahl gestellt, dem Stammapostel oder der Bezirksapostel Kuhlen nachzufolgen.
Die Ämterversammlung vor dem 6. Januar, an der das Schreiben an die Vorsteher verteilt wurde, wäre ein interessanter Ansatzpunkt für Nachforschungen. Gibt es Dokumente darüber? Sagen andere Zeitzeugen ähnliches? Hat Bezirksapostel Kuhlen den Stammapostel und seinen Sohn tatsächlich massiv persönlich angegriffen? Letzteres stünde in starkem Gegensatz zur auch nachträglich öffentlich bekundeten Nähe zum Stammapostel.

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