Sonntag, 13. Januar 2008

Emotionen

Der Vortrag von Apostel Drave am 4. Dezember hatte nicht nur in den gängigen „Kritikerforen“ wütende Reaktionen zur Folge, auch die offizielle Reaktion der VAG ist von einem Tonfall geprägt, der zeigt, dass eine sachliche Aufarbeitung und Bewertung der Ereignisse von vor fünfzig Jahren auch heute noch kaum möglich erscheint. Ein Beispiel für die extreme Emotionalisierung ist folgendes:
Die offizielle Antwort der VAG enthält folgende Passage:
... Hatte er (Apostel Drave) bei dem Treffen mit der AG Geschichte der NAK am 5. Februar 2007 in Hannover noch jede auch noch so kleine Bewertung von Vorgängen als unwissenschaftlich abgelehnt, ist seine Arbeit nun voll von Wertungen, Unterstellungen und Behauptungen...

Damit geht er inhaltlich auf ein Treffen am 5.2.2007, anscheinend eine Zusammenkunft von Historikern der NAK, VAG und VAC. In seiner Antwort nimmt Stammapostel Leber mit folgenden Worten darauf Bezug:
„...Aber über die grundsätzliche Linie des Vortrages sind Sie bereits bei dem Treffen am 05. Februar 2007 unterrichtet worden...“.

Hier wird der Aussage von Matthias Knauth, Apostel der VAG, eindeutig widersprochen. Interessant und traurig ist daraufhin der emotionale Ausbruch von dritter Seite, von Heinz Zimmerli, anscheinend Vertreter der VAC an dem bewussten Treffen. Er schreibt ,bezugnehmend auf das letzte Zitat, folgendes
: „...DIESER SATZ IST MIR SAUER AUFGESTOSSEN !!! Fakt ist gem. Protokoll vom 7.2.07:
......Beide Seiten verständigen sich auf Vertraulichkeit über die heutige Sitzung. Eine Internet Berichterstattung ist nicht beabsichtigt. ... Da ist Vertrauen zerstört worden, indem getroffene Vereinbarungen , sowie auch die in CH mit viel Herzblut entstandene Versöhnung - durch die KL der NAK am 4. Dezember beerdigt worden. PS. Nachdem sich die NAK nicht an die Vertraulichkeits-Vereinbarung gehalten hat, fühle ich mich hier auch nicht mehr daran gebunden!!!“

Die Preisgabe minimaler Information seitens der NAK bezüglich des 5.2. wird also Bruch der Vertraulichkeitsvereinbarung gewertet, dass die VAG dies ebenfalls tut, und dass deren Erwähnung des Treffens die Antwort hervorruft spielt offensichtlich keine Rolle und wird ignoriert.
In dieser Atmosphäre sind sachliche geführte Gespräche unmöglich, jeder Versuch, den eigenen Standpunkt zu begründen, wird irrationale emotionale Reaktionen hervorrufen.

Dienstag, 8. Januar 2008

Versöhnung nur durch Aufarbeitung?

Die Aufarbeitung der Ereignisse, die zur Konflikten und Trennungen führen, wird häufig von einer oder beiden Seiten als Voraussetzung für eine Versöhnung angestrebt. Das gilt im privaten Bereich aber auch in Konflikten zwischen verschiedenen Parteien und Gruppen. Der Konflikt zwischen der neuapostolischen Kirche und der Vereinigung apostolischer Gemeinden um die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte, genauer der Geschichte der Kirchenausschlüsse und Abspaltung vor vielen Jahrzehnten ist da keine Ausnahme. Es ist aber sehr fraglich, ob eine Rekonstruktion der Ereignisse überhaupt zu einer Versöhnung führen kann. Eine solche Aufarbeitung ist häufig, wie hier auch, davon geprägt der einen Seite eine Schuld oder Verantwortung nachzuweisen, aufgrund dieses Nachweises Reue und das Geständnis der Schuld einzufordern, um sich dann zu versöhnen. Ist aber so eine Einstellung überhaupt als christlich im Sinne des Evangeliums Christi zu verstehen? Und was ist, wenn aufgrund der verfügbaren Informationen keine gesicherte Erkenntnis über die Vorgänge erlangt werden kann? Verbleibt man dann für immer in Unversöhnlichkeit? Was ist, wenn die Fakten eindeutig bekannt sind, aber jede Seite trotzdem zu der Erkenntnis gelangt, dass ihr Handeln richtig war? Es ist keine Kunst dem anderen zu vergeben und sich mit ihm zu versöhnen, wenn dieser sich schuldig bekennt und entschuldigt, sich demütigt (von schweren Verbrechen einmal abgesehen). Wird aber im christlichen Sinn nicht eher Versöhnung verlangt, auch wenn der andere keine Reue zeigt, bei sich keinen Fehler erkannt hat, erkennen kann oder erkennen will?

Dass eine Aufarbeitung von Vergangenem helfen kann, sich besser zu verstehen, zu erkennen und Fehler einzusehen, und dass damit Versöhnung erleichtert wird, ist klar. Es kann aber auch das genaue Gegenteil geschehen, die alten Konflikte brechen mit denselben Ergebnissen und Handlungsweisen, mit den gleichen Emotionen wieder auf. Wäre es da nicht besser einen ganz anderen Weg zu gehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen, sie zu begraben und stattdessen aufeinander zuzugehen auch in dem Wissen um unterschiedliche Positionen und die Schwächen des anderen?

Montag, 7. Januar 2008

Reaktionen auf den Informationsabend

Der Informationsabend hat auf den kritischen Internetseiten heftige Reaktionen hervorgerufen, vor allem aufgrund des Vortrages von Apostel Drave zur Geschichte der Abspaltungen in den fünfziger Jahren. Keine der Internetseiten ist in der Lage in den Foren oder Artikeln auch nur annähernd sachlich mit dieser Ausarbeitung umzugehen. Wobei zu beobachten ist, dass das bei nahezu bei allen Themen der Fall ist, in denen die Kirche offen Auffassungen und Meinungen der kritischen Internetgemeinde widerspricht. Das ist Ausdruck einer ausgeprägten Schwarz-Weiß-Sicht der Dinge. Es ist fast typisch, dass die Kirche im Falle von Widerspruch regelrecht dämonisiert wird, Befürworter oder Anhänger der eigenen Ansichten dagegen geradezu verklärt werden.


Den vergleichsweise sachlichsten Umgang mit dem Vortrag kann man noch im Glaubenskultur-Magazin beobachten. Doch auch da bewegt sich ein offizieller Vertreter der neuapostolischen Kirche noch in einem „Minenfeld“, wie Bezirksapostel Klingler erfahren musste. Der von Michael Koch, dem Chefredakteur von Glaubenskultur, verfasste Artikel „Züricher Alleingang“ liefert ein Beispiel für die Probleme beider Seiten in der Kommunikation. Der Bezirksapostel hat nicht erkannt oder falsch eingeschätzt, dass er im Grunde mit einem Journalisten spricht, der schlagzeilenträchtige Informationen zu einem für sein Publikum (seine Kundschaft) hochbrisanten Thema benötigt. Dass in dieser Situation jedes Wort, jede Andeutung „ausgeschlachtet“ wird, ist in der normalen Presse (leider) fast schon zu einer gängigen Praxis geworden. Auf der anderen Seite war es seitens des Autors vielleicht auch nicht besonders geschickt seine Quelle zu benennen. Im normalen Journalistenleben, wo so etwas vielleicht einem Politiker oder Manager passiert, der ein Hintergrundgespräch mit einem Redakteur führt, dürfte der betreffende Redakteur anschließend große Schwierigkeiten haben, nochmal Informationen aus dieser Quelle zu erhalten. Aber vielleicht brauchte er den Namen Klingler auch um seinem auf sehr mageren Informationen beruhenden Artikel entsprechendes Gewicht zu verleihen. Dazu kommt noch, dass er den Bezirksapostel wohl gründlich missverstanden hat (und anscheinend immer noch missverstehen will), wie aus dessen Stellungnahme hervorgeht. Es ging ihm in seiner angedeuteten Kritik um die Art und Weise der Kommunikation der Kirchengeschichte, und nicht um den Inhalt des Vortrages.

Nachspiel:

Ist es Unerfahrenheit, Naivität, misslungene Diplomatie, oder sogar Absicht gewesen? Zum Inhalt des Votrages nimmt Bezirksapostel Klingler keine Position ein, außer dass er ihn nicht als Ursache der Kritik ansieht. Bezüglich der Form weisst er die Schuld eindeutig Stammapostel Leber und Apostel Drave zu, und geht auch in seiner Stellungnahme nicht davon ab. Gleichzeitig beteuert er nichts gewusst zu haben, was wiederum vom Stammapostel in seinem Brief an die VAG bestritten wird. An dieser Stelle ist der Umgang mit dem Internet entweder unprofessionell oder es beginnt das bewusste öffentliche Austragen interner Konflikte. Ein Fingerzeig für künftige Entwicklungen?

Referent für interne Kommunikation gesucht

Wie aus der Stellenanzeige auf der Internetseite der NAK deutlich wird ist die hier geschilderte Problematik der Kirchenleitung bekannt - wie es scheint wenigstens seit Herbst letzten Jahres. Die jetzt im Internet veröffentlichte Anzeige erschien erstmals in der Zeitschrift „Unsere Familie“, in der Ausgabe vom 5. Dezember 2007. Sie ist also schon im Vorfeld des Informationsabends vom 4.12.2007 konzipiert worden.
Vielleicht hat gerade die Vorbereitung dieses Abends zu der Erkenntnis geführt, dass die künftige Kommunikation, auch bedingt durch die Veränderung der kirchenbezogenen Medienlandschaft in den letzten Jahren, intern wie extern komplex und anspruchsvoll ist und nicht mehr naiv und adhoc erfolgen kann. Ein Hinweis darauf könnte auch die Tatsache sein, dass der Inhalt des Informationsabends sich erst im Lauf der Zeit herauskristallisierte und erst relativ spät konkretisiert wurde.

Sonntag, 6. Januar 2008

Der Informationsabend am 4. Dezember

Ein Beispiel, um nicht zu sagen das Paradebeispiel, für die im ersten Beitrag angesprochenen Schwierigkeiten interne und externe Kommunikation zu trennen ist der Informationsabend vom 4. Dezember. Dieser wurde in alle Gemeinden des deutschsprachigen Raums übertragen und sollte möglichst viele Mitglieder der Kirche zur erreichen. Dazu wurde auch teilweise der Gottesdienst am Mittwoch abgesagt. Die Themenschwerpunkte des Abends, das Selbstbild der neuapostolischen Kirche und die Abspaltungen von der Kirche, die Mitte der fünfziger Jahre erfolgten, waren jedoch ausschließlich Themen, die in der externen Kommunikation eine Rolle spielen und intern nicht wirklich aktuell noch problematisch sind.
Die im Selbstbild genannten Punkte spiegeln so ziemlich genau das wieder, was als Inhalt neuapostolischer Lehre über Jahre in den Gottesdiensten verkündigt wurde und wird. Es war also weder neu noch wirklich offen oder unklar im Selbstverständnis der aktiven Kirchenmitglieder.
Auch das zweite Thema ist nur intern für diejenigen von Interesse gewesen, die sich für Kirchengeschichte interessieren. Selbst diejenigen, die damals davon betroffen waren, haben in der Regel mit dieser Zeit abgeschlossen.
Aber beide Themen sind für die Kommunikation nach außen von Bedeutung. Damit sind zum Beispiel die Aktivitäten zur Ökumene und die Kontakte zu den Gemeinschaften, die als Abspaltungen der neuapostolischen Kirche entstanden sind, gemeint. In Gesprächen mit Aussteigern und Kritikern spielen sie sicher eine wesentliche Rolle.
Anscheinend haben die Diskussionen und Veröffentlichungen im Internet zu der Annahme verleitet, dass genau diese Themen auch die Gemeinden bewegen. Das ist nach meinen Erfahrungen nicht der Fall. Und wer genauer in die Foren schaut, wird feststellen, dass häufig genug beklagt wird, dass die Betreffenden in ihrer Umgebung und Gemeinde, falls zu ihr noch Kontakte bestehen, keine Resonanz bezüglich der persönlich so brisanten Themen erhalten. Paradoxerweise nehmen aber die gleichen Autoren für sich in Anspruch zu wissen, was die Gemeinden bewegt, und was die Kirche tun muss, damit Mitglieder sich nicht von der Kirche abwenden.
Dass markante Ereignisse und Dokumente, die die Vergangenheit und die Lehre der Kirche betreffen, im Internet so eine große Rolle spielen, hat auch damit zu tun, dass es konkretes, fassbares Material ist, das man im eigenen Sinn analysieren, kommentieren, deuten und einer Öffentlichkeit vorweisen kann. Eigenes Erleben, Gespräche mit Amtsträgern, Gottesdienste, die nur als Erinnerung vorhanden sind, eignen sich dagegen wenig um die Konflikte mit der Kirche auszutragen und anderen begreiflich zu machen.
Für die meisten Teilnehmer sicher neu gewesen ist das Ausmaß der internen Auseinandersetzungen innerhalb der Kirchenleitung in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Der Widerspruch zu der damals und heute vertretenen und beschworenen Einheit des Apostelkollegiums ist so signifikant, dass das sicher die kirchenintern brisanteste Neuigkeit dieses Abends war. In diesem Fall war der Informationsabend das falsche Forum die Kirchengeschichte in dieser Form zu veröffentlichen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein deutlich kürzerer Vortrag gewesen, etwa in der Art wie er in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitschrift „Unsere Familie“ erschienen ist, zusammen mit einer Einleitung allgemeiner Art, die erklärt, auf welche Art Entscheidungsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart kontrovers verlaufen und wie sich das mit dem Begriff der Einheit und des Einsseins im Apostelkollegium und der Kirche verträgt.

Freitag, 4. Januar 2008

Die neuapostolische Kirche und die kirchenkritische Internetgemeinde

Im Lauf der Zeit sind im Internet eine Reihe von Seiten entstanden, die sich kritisch mit der NAK auseinandersetzen. Abgesehen von diesem kritischen Ansatz ist die Motivation der Autoren und derjenigen, die sich intensiv in den teilweise dazugehörenden Foren engagieren, durchaus unterschiedlich. Zum einen ist es das geeignete Medium, um die Trennung von der Kirche zu verarbeiten und ein Ventil für das Freiwerden der damit verbundenen Emotionen. Bei einer anderen Gruppe ist eine sehr viel konkretere Zielsetzung zu beobachten. Hier geht es um das Anstoßen von Reformen und den Versuch Einfluss auf die Entwicklung der Kirche zu nehmen. Dabei werden zum Teil grundsätzliche Lehrpositionen nicht nur einfach in Frage oder zur Diskusssion gestellt, sondern mehr oder weniger offen bekämpft. Was für mich in dieser Situation interessant und Anlass für die Eröffnung dieses Blogs ist, ist die die Beobachtung, dass die Bedeutung dieser Art von Internetpresse/-öffentlichkeit anscheinend für die Kirchenleitung sehr viel größer ist als für den Großteil der aktiven Mitglieder. Das hat zur Folge, dass die interne und externe Kommunikation der Kirchleitung zunehmend von diesen Internetseiten geprägt wird und damit ebenso zunehmend an den eigentlichen Mitgliedern und deren Fragen vorbei geht. Diese Situation und die konkreten Themen, die zur Diskussion stehen, bieten genug Anlass hin und wieder einmal einen Kommentar abzugeben oder eine andere Perspektive aufzuzeigen. Die einschlägigen Foren sind dafür weniger geeignet. Die Zeit für tagelange Diskussionen, wie sie häufiger dort stattfinden, ist in der Regel nicht vorhanden.