Dienstag, 8. Januar 2008

Versöhnung nur durch Aufarbeitung?

Die Aufarbeitung der Ereignisse, die zur Konflikten und Trennungen führen, wird häufig von einer oder beiden Seiten als Voraussetzung für eine Versöhnung angestrebt. Das gilt im privaten Bereich aber auch in Konflikten zwischen verschiedenen Parteien und Gruppen. Der Konflikt zwischen der neuapostolischen Kirche und der Vereinigung apostolischer Gemeinden um die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte, genauer der Geschichte der Kirchenausschlüsse und Abspaltung vor vielen Jahrzehnten ist da keine Ausnahme. Es ist aber sehr fraglich, ob eine Rekonstruktion der Ereignisse überhaupt zu einer Versöhnung führen kann. Eine solche Aufarbeitung ist häufig, wie hier auch, davon geprägt der einen Seite eine Schuld oder Verantwortung nachzuweisen, aufgrund dieses Nachweises Reue und das Geständnis der Schuld einzufordern, um sich dann zu versöhnen. Ist aber so eine Einstellung überhaupt als christlich im Sinne des Evangeliums Christi zu verstehen? Und was ist, wenn aufgrund der verfügbaren Informationen keine gesicherte Erkenntnis über die Vorgänge erlangt werden kann? Verbleibt man dann für immer in Unversöhnlichkeit? Was ist, wenn die Fakten eindeutig bekannt sind, aber jede Seite trotzdem zu der Erkenntnis gelangt, dass ihr Handeln richtig war? Es ist keine Kunst dem anderen zu vergeben und sich mit ihm zu versöhnen, wenn dieser sich schuldig bekennt und entschuldigt, sich demütigt (von schweren Verbrechen einmal abgesehen). Wird aber im christlichen Sinn nicht eher Versöhnung verlangt, auch wenn der andere keine Reue zeigt, bei sich keinen Fehler erkannt hat, erkennen kann oder erkennen will?

Dass eine Aufarbeitung von Vergangenem helfen kann, sich besser zu verstehen, zu erkennen und Fehler einzusehen, und dass damit Versöhnung erleichtert wird, ist klar. Es kann aber auch das genaue Gegenteil geschehen, die alten Konflikte brechen mit denselben Ergebnissen und Handlungsweisen, mit den gleichen Emotionen wieder auf. Wäre es da nicht besser einen ganz anderen Weg zu gehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen, sie zu begraben und stattdessen aufeinander zuzugehen auch in dem Wissen um unterschiedliche Positionen und die Schwächen des anderen?

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